Ist Google Analytics für Europäer tabu?
Ist Google Analytics für uns Europäer jetzt tabu? Nein. Ist unser Online Marketing plötzlich blind? Nein!
Ja es stimmt, Google Analytics ist, wie heute schon in der Früh unter anderem der Standard berichtet hat, nicht mehr Datenschutz konform. Jenen von uns, die sich die letzten Monate und Jahre mit Privacy und Web Analytics beschäftigen, ist das nicht erst seit heute Früh klar. Neu ist, dass ein Verein wie Noyb diese Tatsache erstmalig medienwirksam ins Rampenlicht stellt.
Viel spannender allerdings als der Artikel selbst sind die zahlreichen einhergehenden Kommentare. Diese schriftliche Anteilnahme zeigt eines sehr deutlich: Das Thema ist nach wie vor komplex, emotional beladen und Lösungen scheinen in unerreichbarer Ferne. Ist das so? Nein. Es gibt durchaus Lösungen, allerdings müssen wir dazu auch unser Selbstverständnis von Online-Marketing hinterfragen.
Das aktuelle Problem bezieht sich diesmal ausnahmsweise nicht auf die Frage “Wie hole ich den Consent ein? Der Fokus heute liegt vielmehr auf den klaren Regeln der DSGVO bezüglich Drittlandstransfer. Darin wird festgelegt, welche Daten in ein unsicheres Drittland gesendet werden dürfen, unabhängig vom Consent des Besuchers.
Somit ist eines klar: Keine personenbezogenen Daten in die USA!
Was nun aber sind personenbezogene Daten?
Ein deutscher Datenschutzexperte hat das unlängst schön auf den Punkt gebracht. Stellen wir uns vor, wir sind in der Schule, ein Schüler macht Unfug und der Lehrer dreht sich von der Tafel um und fragt die Klasse: „Wer war das“. Jede Information, die dem Lehrer dabei hilft, den Schüler zu identifizieren ist personenbezogen. Hat der Schüler als einziger eine Kappe im Klassenraum auf, wäre diese Info also personenbezogen. Haben noch drei andere Schüler eine Kappe auf – wäre diese Info nicht personenbezogen.
Zurück also zu unserem Problem Schüler Google Analytics. Dieses Tools sendet einige problematischen Infos in die Staaten wie z.B. die IP-Adresse des Besuchers oder eine selbst gesetzte ClientID welche über 3rd party Cookies wieder einem User im Google Universum zugeordnet werden kann.
Wofür brauchen wir personenbezogenen Daten?
- Standardanalysen? Nein. Keine echte Order-ID hilft uns bei einer Standardanalyse. (z.B: Fake IDs)
- Geo Location? Nein. Keine volle IP-Adresse hilft uns bei der GEO Location (z.B. gekürzte IP-Adressen)
- Attribuierung? Nein. Für Attribuierung brauchen wir nur die Quelle und die Conversion.
- Remarketing? Ja. Für Remarketing brauchen wir in den meisten Fällen ein 3rd party Cookie, womit wir den Besucher gegenüber einem Dienst in den USA identifiziere.
Demnach haben wir 2 Tasks, um die wir uns kümmern sollten.
ERSTENS: Wir sollten JETZT anfangen Alternativen für Remarketing zu finden. Zur Erinnerung, es gab auch mal eine Zeit in dem gute Online Marketer ohne Remarketing sehr gute Ergebnisse erzielt haben. Dazu müssen wir aber verstehen, wie unsere Zielgruppe tickt. Ja es ist einfacher, ein Remarketing einzurichten und zuzusehen wie Google die Arbeit für uns macht, nur genau damit ist jetzt Schluss.
Was wir also ändern müssen: Wir holen uns die Hoheit über unser Online-Marketing zurück. Das betrifft sowohl unsere Daten als auch unsere Algorithmen. So sind wir nicht mehr angewiesen unsere Besucher dritten gegenüber illegal identifizieren zu müssen.
ZWEITENS Wir müssen endlich Verantwortung dafür übernehmen, welche Daten wohin geschickt werden. Das bedeutet in letzter Konsequenz: keine Daten mit Personenbezug an Google Analytics zu schicken. Dazu gehören typischerweise die IP-Adressen, E-Mail-Adressen oder Order-IDs. Wenn ihr euch an das Klassenbeispiel von oben erinnert, kann das schnell sehr komplex werden. Wichtig ist also das richtige Tool zu finden, welches diese Art von Anonymisierung für uns erledigen kann.
Die gute Nachricht ist, dass bereits im Jahr 2021 eine Technologie erwachsen geworden ist, die all das liefern kann: Server Side Tracking. Server Side Tracking entkoppelt komplett den Besucher mit seinem Browser und Google Analytics. Anders ausgedrückt, Google Analytics kommt nicht mehr in Berührung mit dem Besucher.
Durch den Einsatz von Server Side Tracking eines europäischen Anbieters werdet ihr, obwohl ihr weiterhin Google Analytics nutzt, DSGVO konform. Das beste an der Sache: Ganz nebenbei bekommt ihr auch wieder die Hoheit über eure Daten zurück. Erstmalig habt ihr die Chance auf eure vollen Rohdaten und zu entscheiden wofür ihr diese einsetzen wollt (Deep Analytics, Machine Learning, Personalisierung – die Möglichkeiten sind endlos)
Eine mögliche Komplettlösung aus einer Hand ist JENTIS. Wir als europäisches Unternehmen setzen bereits seit 2016 darauf ein entsprechendes Server Side Tracking Produkt zu bauen. Seit dem wir seit 2020 auf dem Markt sind, behauptet sich diese Technologie bereits auch bei großen Kunden im In- und Ausland.
Dieser Blogpost wurde ursprünglich von Thomas Taucher (JENTIS Cofounder und Co-CEO) hier auf LinkedIn gepostet.
Link zum erwähnten Standard-Artikel
Update: Im Juli 2023 genehmigte die EU-Kommission das neue EU-US-Datenschutzabkommen (DPF), das viele der Einschränkungen von Schrems II aufhebt und es für Organisationen wesentlich einfacher macht, personenbezogene Daten aus der EU in die USA zu übermitteln. Aller Voraussicht nach werden NGOs das neue Abkommen jedoch gerichtlich anfechten (mögliches „Schrems III“). Daher wird eine gewisse Rechtsunsicherheit bestehen bleiben, bis der Europäische Gerichtshofs (EuGH) in dieser Angelegenheit entscheidet. JENTIS Data Capture Platform ermöglicht zukunftssicheres, DSGVO-konformes Tracking, ungeachtet des Data Privacy Frameworks und möglicher Anfechtungen.
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